Die 30er Jahre waren in den Vereinigten Staaten eine Zeit der Umbrüche. Der sogennanten "Schwarzen Donnerstag" am 24. Oktober 1929, der bis heute als folgenreichster Börsencrash der Geschichte gilt, bereitete dem Wirtschaftsboom der goldenen Zwanziger Jahre ein jähes und schmerzhaftes Ende. In den schmerzhaften 30er Jahren sollte die Industrieproduktion um fast die Hälfte zurückgehen und die Arbeitslosigkeit explosionsartig nach oben schnellen.
Gleichzeitig sorgte die Alkoholprohibition insbesondere in den Städten für eine Blütezeit des organisierten Verbrechens. Aus diesem Grund erklärte der damalige US-amerikanische Präsident Herbert Hoover im Jahre 1933 die Alkoholprohibition für gescheitert. Mächtige Interessensverbände aus Politik und Wirtschaft machten sich von nun an für eine Prohibition von Cannabis stark. Interessensverbände aus der Wirtschaft sahen im Hanf in erster Linie ein Konkurrenzprodukt. Politiker wie Harry Anslinger, der Chef des "Federal Bureau of Narcotics" - eine Behörde, die insbesondere auch für die Überwachung der Alkohol-Prohibition zuständig war - fürchteten um ihren Einfluss. Diese Interessensverbände aus Politik und Wirtschaft ruften eine beispiellose Anti-Cannabis-Kampagne ins Leben. Der Propagandafilm "Reefer Madness" aus dem Jahre 1936 bildet den Höhepunkt dieser Kampagne.
Worum geht es in Reefer Madness?
Als Teil einer breit angelegten Anti-Cannabis-Kampagne schlachtet der Film die vermeindlich negativen Auswirkungen von Marihuana aufs Äußerste aus und neigt dabei zu haarsträubenden Übertreibungen. Der Konsum von Marihuana führt im Film beispielsweise dazu, dass der College-Student Jimmy Lane im Rausch Auto fährt und dabei einen Fußgänger tödlich verletzt. Im weiteren Verlauf des Films begehen die Darsteller - natürlich allesamt unter Marihuana-Einfluss stehend - weitere Morde und verlieren nach und nach den Verstand. Zum Ende des Films werden die Worte "Tell Your Children" (Erzähle es deinen Kindern) eingeblendet, was auch der ursprünglich geplante Titel des Films war.
Die unfreiwillige Kult-Komödie
Reefer Madness gilt heute als einer der schlechtesten Filme aller Zeiten. Die vielen haarsträubenden Übertreibungen gepaart mit bestenfalls amateurhaften Filmeffekten lassen den Film unfreiwillig komisch wirken. Es verwundert also nicht, dass der Film lange Zeit in Vergessenheit geriet. In den 70er Jahren wurde der Film dann ausgerechnet von der damals noch kleinen Community von Marihuana-Befürwortern wiederentdeckt. Über die Jahre ist die unfreiwillige Komödie schließlich zu einem Kultfilm in Kifferkreisen avanciert. Die steifen, amateurhaften Szenen lassen sich wohl auch nur mit einem kräftigen Joint genießen. Auch die kurze Länge von gerade mal 68 Minuten machen den Film etwas erträglicher.