Bis zum Sommer 2018 will Justin Trudeau, Kanadas Premierminister, sein Wahlversprechen umsetzen und Cannabis zu Genusszwecken legalisieren. Doch jetzt werden Stimmen laut, dass ausgerechnet zu geringe Vorräte die Legalisierung verzögern könnten.
Das parlamentarische Haushaltsbüro in Ottawa schätzt in ihren „Fiscal Considerations“ zu Cannabis-Legalisierung (hier als PDF), dass 2018 rund 4,6 Millionen Menschen in Kanada rund 650 Tonnen Cannabis konsumieren werden. Bis 2021 könnte dieses Level auf 5,2 Millionen Menschen steigen, womit sich auch der Bedarf an Cannabis auf schätzungsweise 734 Tonnen erhöhen würde. Diese Zahlen stellen Kanadas Regierung vor große Probleme und scheinen aus aktueller Sicht bis zur geplanten Legalisierung im Juli 2018 nicht realisierbar zu sein.
Drei Mal mehr Konsumenten von medizinischem Cannabis als noch vor einem Jahr
Prognosen zufolge könne erst zum Ende des Jahres 2018 eine ausreichende Menge an Cannabis produziert werden, da bislang noch nicht genügend Firmen die nötigen Lizenzen haben, legales Gras anzubauen. Schon jetzt, ein Jahr vor der geplanten Legalisierung zum Genuss, ist der Marihuana-Vorrat recht knapp bemessen. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es in Kanada bereits über 167.000 registrierte Nutzer für den medizinischen Cannabis-Konsum – das sind dreimal so viele Menschen wie noch vor einem Jahr. Die Produktion kann der enorm steigenden Nachfrage nur mit Mühe gerecht werden. Der ungewünschte Nebeneffekt, wenn nicht genügend legales Gras produziert werden kann, liegt auf der Hand: Die Konsumenten werden weiter zu illegalem Marihuana aus krimineller Hand greifen. Und genau das soll nach Vorstellung der kanadischen Regierung mit der Legalisierung ja eigentlich eingedämmt und irgendwann gänzlich verhindert werden. Aus diesem Grund bleibt nur zu hoffen, dass die Cannabis-Produzenten mit dem Ausbau ihrer Anlagen schnell genug voranschreiten, um die hohe Nachfrage nach legalem Gras zu befriedigen.
Bildrechte: Flickr Ohne Titel Cannabis Culture CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten
Die Frage nach dem richtigen Preis
Nicht nur die Menge bereitet der Regierung Sorgen, auch der Preis zu dem das legale Marihuana verkauft werden soll, sorgt vor allem bei den Finanzministern für zusätzliche Sorgenfalten. Aktuell verdienen vor allem Kriminelle am Cannabis, die Regierung geht weitestgehend leer aus. Auch das ist neben der Bekämpfung der Kriminalität und dem Schutz der Jugend ein Aspekt, weshalb die Legalisierung für die Regierung Kanadas überaus attraktiv erscheint. Durch den illegalen Verkauf von Cannabis entgehen dem Staat Millionen an Steuereinnahmen, die durch den legalen Verkauf in die Kassen gespült werden würden. Doch auch hier sieht sich die Regierung einer Hürde gegenüber: Das legale Gras darf nicht teurer sein als das auf dem illegalen Markt, da die Konsumenten ansonsten vermutlich lieber weiter das günstigere Cannabis konsumieren. Es muss jetzt also der Spagat gelingen, mit den Steuern Geld für die Staatskassen zu verdienen und trotzdem günstiger als die Kriminellen zu sein. Der Preis pro Gramm Marihuana lag in den vergangenen Jahren zwischen 8,32 und 9,36 Dollar. Der jetzigen Planung zufolge liegt der Preis für das legale Cannabis einen Euro darunter, jedoch sind dann noch keine Steuern im Preis inbegriffen. Eine Lösung, wie das Problem gelöst werden kann, gibt es derzeit noch nicht.