Es ist ein großer Lichtblick für Schmerzpatienten in Deutschland. Nachdem Patienten für den Konsum von Cannabis lange Zeit eine Ausnahmeerlaubnis brauchten, die nur mit sehr viel Aufwand und einem enormen bürokratischen und juristischen Aufwand zu bekommen war, soll nun erstmals eine staatliche Agentur den Hanfanbau regeln. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), überraschte mit dem Vorhaben, künftig mehr Schmerzpatienten mit Cannabis behandeln zu wollen. Der schnelle Vorstoß kommt doch ein wenig überraschend, da Marlene Mortler als Drogenbeauftragte eher für ihren konservativen und restriktiven Standpunkt in Sachen medizinischem Marihuana bekannt war. Umso höher ist ihr der jetzige Vorstoß anzurechnen, der tausenden von Schmerzpatienten in Deutschland große Hoffnungen machen dürfte.
Bildrechte: Flickr Cannabis sativa (marijuana plants) (Manhattan, Kansas, USA) 1 James St. John CC BY 2.0 Bestimmte Rechte vorbehaltenLaut einem Gesetzesentwurf des Gesundheitsministeriums soll es in Zukunft eine eigene Cannabisagentur geben, die für den Anbau sowie für die kontrollierte Abgabe von Cannabis zuständig ist. Diese Agentur wird dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) unterstellt sein, welches wiederrum dem Gesundheitsministerium angehört. Bereits Anfang des Jahres wurde angedeutet, dass Schmerzpatienten sowie Personen mit Hyperaktivitätsstörung der Zugang zu medizinischem Marihuana erleichtert werden soll. Auch wurde im gesellschaftlichen und medialen Diskurs der vergangenen Monate immer vehementer die Freigabe für Cannabis zu medizinischen Zwecken gefordert. Viele Beobachter und Experten vermuteten schon länger, dass die Bundesregierung irgendwann auf eine liberalere Drogenpolitik umschwenken würde. Dass der Schritt zum organisierten Anbau und Vertrieb von Cannabis aber so schnell und plötzlich kommen würde, war dennoch unerwartet.
Fraglich war lange Zeit auch, wo der Mehrbedarf an medizinischem Cannabis herkommen soll. Bei dieser Frage hat man sich im Gesundheitsministerium darauf geeinigt, dass unter der Koordination des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte eine staatlich kontrollierte Produktion aufgebaut werden soll. Hierbei wird die Menge an benötigtem Medizinalhanf durch die neu eingerichtete Cannabisagentur festgeschrieben und die Lizenzen zum Hanfanbau in öffentlichen, wettbewerblichen Verfahren vergeben. Die Unternehmen, die die Lizenz zum Anbau von Cannabis erhalten, beliefern die Cannabisagentur. Dieser verkauft das Medizinalhanf anschließend an Apotheken, Großhändler und Arzneimittelhersteller weiter. Der Eigenanbau von Cannabis wird jedoch nach wie vor verboten sein. Somit wird die Vergabe von medizinischem Hanf hierzulande weiterhin weniger liberal erfolgen wird als beispielsweise in Uruguay oder in einigen US-Bundesstaaten. Dennoch ist die neue Regelung ein großer Hoffnungsschimmer für tausende von Schmerzpatienten in Deutschland, die in nicht allzu ferner Zukunft Cannabis auf Kassenrezept bekommen könnten.