In vielen deutschen Städten wird die Legalisierung von Cannabis diskutiert, bisher scheint eine Umsetzung jedoch noch in weiter Ferne zu liegen. Ein möglicher Beschleunigungsfaktor für die Legalisierung in Deutschland könnten positive Beispiele anderer Staaten sein. Der US-amerikanische Bundesstaat Colorado etwa.
Es existieren vielfältige Argumente für eine Cannabis-Legalisierung. Auf den ersten Blick profitieren vor allem Konsumenten und die Wirtschaft. Darüber hinaus würde legales Cannabis jedoch auch eine Erleichterung für den Staat und die Justiz bedeuten, denn die Illegalität kostet derzeit Milliarden an Steuergeldern. Der Hanf-Verband schätzt, dass mit der Legalisierung alleine im ersten Jahr bis zu 1,4 Milliarden Euro in die Kassen gespült werden könnten. Das wären kräftige Steuereinnahmen für den Bundeshaushalt.
Dank Cannabis niedrigste Arbeitslosenquote seit 1976 in Colorado
Ein Beispiel, an dem sich die positiven Effekte von der Legalisierung von Cannabis aufzeigen lassen, ist der US-amerikanische Bundesstaat Colorado. Dort ist Cannabis seit Anfang 2014 als legales Konsummittel erhältlich. Nach inzwischen über drei Jahren lassen sich erste Auswirkungen erkennen. Aktuelle Zahlen des „Bureau of Labor Statistics“ belegen: Die Arbeitslosenquote in im US-Bundesstaat Colorado ist auf 2,6 Prozent gesunken. Dies entspricht dem niedrigsten Wert seit 1976. Die durchschnittliche Arbeitslosenquote der USA liegt bei 4,5 Prozent, in Deutschland sind 6,0 Prozent arbeitslos. Diese Zahlen aus Colorado machen Mut und liefern Anlass zur Euphorie, doch gefällt dieser Aufschwung nicht jedem im US-amerikanischen Bundesstaat.
Bildrechte: Flickr harvest time Martijn CC BY-SA 2.0 Bestimmte Rechte vorbehalten
Die Cannabisbranche lockt mit einem attraktiven Lohn von 22 Dollar die Stunde. Dem Lockruf des „grünen Golds“ können viele nicht widerstehen. Dies führt dazu, dass es für andere Branchen schwieriger wird, motivierte und qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. In der Gastronomie und im Baugewerbe werden aktuell rund 10 Dollar Stundenlohn gezahlt – für teils anstrengende und gesundheitsruinierende Arbeit. Da ist es verständlich, dass die Werktätigen lieber für das doppelte Geld für das Sortieren von Hanfblüten, zumeist sogar im Sitzen und in klimatisierten Räumen, arbeiten wollen. Gegenüber dem Medienunternehmen Bloomberg klagte der Denver Restaurantbesitzer Bryan Dayton: „Wir verlieren unsere Belegschaft zunehmend an die Cannabisindustrie“. Das ist nachvollziehbar, da die neu aufkommende Branche eine Vielzahl an qualifizierten und gleichzeitig freundlichen Verkäufern für die Marijuana Dispensaries sucht und augenscheinlich auch findet. Obendrein bietet die Cannabisgewerbe Platz für Kreativleute, beispielsweise Zuckerbäcker oder Chocolatier, die es verstehen, die Gaumen der Konsumenten zu kitzeln.
Cannabisgeschäft auch eine Chance für die Gastronomie
Bei diesen Umständen mag es auf den ersten Blick absurd klingen, das abwerbende Cannabisgeschäft als Chance für die Gastronomie zu bezeichnen. Doch genau das ist es. Die Mitarbeiter haben über viele Jahre hinweg mangels Alternativen für Billiglöhne geschuftet, jetzt müssen die Gastronomen umdenken und ihre Angestellten höhere Löhne zahlen, um bisherige Mitarbeiter zu binden und neue für das eigene Geschäft anzuwerben. Die Mehrausgaben sollten zu verkraften sein, denn durch die Legalisierung werden auch vermehrt Touristen von Colorado angezogen. So kommt es nicht von ungefähr, dass in Denver alleine in diesem Frühjahr 30 neue Restaurants eröffneten. Denn jeder weiß: Kiffen macht früher oder später hungrig.