Eigentlich ist Cannabis in Kanada nur mit ärztlichem Attest legal. Wie einfach es aber in der Realität ist an Marihuana heranzukommen, zeigt sich unter anderem in der Stadt Vancouver. Hier gibt es, ähnlich wie in Barcelona, spezielle Cannabis-Clubs in denen man ohne Probleme Cannabis bekommt und auch konsumieren darf.
Cannabis mit ärztlicher Bescheinigung für alle
In einem Club im westlichen Vancouver sitzen regelmäßig dutzende Kunden gemütlich auf Barhockern zusammen, zunächst scheint es wie ein normales Café mit Selbstbedienung. Neben Kaffee bekommt man hier aber auch Cannabis in allen erdenklichen Formen: Als Kekse, als Öl, als Salbe oder zum Rauchen. Mehr als 40 verschiedene Sorten Cannabis kann man bei der British Columbia Pain Society, wie das Café offiziell bezeichnet wird, kaufen. Vancouver ist die Stadt Kanadas, die es mit dem Cannabis-Konsum besonders locker nimmt. Knapp 100 Shops, ähnlich dem oben beschriebenen, finden sich über die ganze Stadt verteilt. Inoffiziell hat sich Vancouver unter den Kanadiern zum Lotusland etabliert. Die Polizei schreitet nicht ein - nicht wegen der Cafés und auch nicht wegen der jährlich stattfindenden Party, bei der bis zu 20.000 Kiffer sich und ihre Leidenschaft zelebrieren.
In Vancouver hat sich dank rechtlicher Grauzone so viel Platz wie möglich geschaffen. Dank einer Reihe von Urteilen in den letzten Jahren, dürfen Schmerzpatienten Cannabis in Kanada legal konsumieren. Sie müssen sich beim Gesundheitsamt registrieren lassen und können daraufhin bei bekannten Verkaufsstellen Cannabis erwerben. Sie können ihre „Medizin“ bei 15 lizensierten Händlern sogar online bestellen. Wer Cannabis kaufen möchte, egal ob online oder in deinem der Clubs, die eigentlich gemeinnützige Apotheken sind, muss in Vancouver mindestens 19 Jahre alt sein und eine Bescheinigung vom Mediziner haben. Viele Ärzte behaupten die medizinischen Beweggründe ihrer Kunden nicht genau überprüfen zu können und vergeben so relativ unkompliziert ihre Bescheinigungen.
Kanadisches Cannabis aus dem Automaten
Diese lockeren Bestimmungen haben dazu geführt, dass es in den entsprechenden kanadischen Cafés inzwischen sogar Automaten gibt, aus denen man sich die gewünschte Cannabissorte ziehen kann. Außerdem kann, wer beispielsweise einen Bandscheibenvorfall hat, Cannabis auch ganz legal selber anbauen. In Deutschland sind die Bestimmungen lange nicht so locker wie in Kanada, obwohl Cannabis die am häufigsten konsumierte illegale Substanz des Landes ist. 40 Prozent der 18 bis 25-jährigen hierzulande haben Cannabis mindestens einmal probiert. Gemäß des UN-Drogenberichts aus dem Jahre 2015 konsumieren 181,8 Millionen Menschen Cannabis. Die Situation in Kanada und insbesondere Vancouver hat gezeigt, wie man eine Kriminalisierung der Konsumenten und des Handels vermeiden und gleichzeitig das staatliche Gesicht wahren kann. Vielleicht auch ein Weg für Deutschland und Berlin?