Schon seit einem Jahr versucht Düsseldorf die erste deutsche Stadt zu werden, in der Cannabis legal gekauft werden kann. Diesen Schritt in Richtung Legalisierung ist schon vor einem Jahr der Stadtrat der NRW-Landeshauptstadt gegangen – mit eindeutiger Mehrheit. Jetzt will die "AG-Cannabis" des Gesundheitsamts die Pläne in die Tat umsetzen und arbeitet an einer Strategie, um eine wissenschaftliche Studie durchführen zu können.
Freizeitkonsumenten, die an der Studie teilgenommen haben, könnten Cannabis so erstmals legal und ohne medizinische Ausnahmegenehmigung in entsprechenden Abgabestellen kaufen. Dazu gehören nach aktuellen Meldungen auch Apotheken. Für überschwängliche Freude ist es jedoch noch zu früh: Zum einen wurde der Antrag auf eine kontrollierte Abgabe erst vor wenigen Monaten im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) abgelehnt, zum anderen handelt es sich bei den Düsseldorfer Plänen um einen Modellversuch, der bis zu eine Millionen Euro kosten kann.
Studie zu Folgen der Legalisierung
Trotz der Steuergelder, die dafür investiert werden müssten, sprechen sich schon seit längerem Politiker, Wissenschaftler, Verbände und Initiativen für eine Lockerung des Gesetzes aus. Die Legalisierungsgegner befürchten derweil, dass die Hemmschwelle zum Kiffen sinken würde, sobald dies nicht mehr strafbar sei. Die Studie soll nun aufklären, welche Auswirkungen die Legalisierung auf die Konsumenten, Stadt und Gesellschaft wirklich hätte. Zwei Jahre lang sollen nach den Plänen 500 Probanden beobachtet werden. Die Hälfte davon wird Cannabis konsumieren, die andere Hälfte nicht. Die Kontrolle der Wissenschaftler über das Experiment soll den Konsum ermöglichen und verhindern, dass das BfArM den Antrag auf eine kontrollierte Abgabe direkt ablehnt, wie es in Berlin der Fall war. Fallen die Ergebnisse positiv aus, dürfen vorerst nur volljährige Düsseldorfer Cannabis kaufen.
Ziele der Befürworter
Die Mehrheit der NRW-Regierung aus SPD, Linken und Grünen erhofft sich, mit der Legalisierung die organisierte Kriminalität bekämpfen zu können, die Polizei zu entlasten, den Schwarzmarkt auszutrocknen und zu verhindern, dass Menschen durch gestrecktes Cannabis geschädigt werden. Im Gegensatz zu dem aktuellen Cannabis-Verbot in Deutschland sollen lizenzierte Abgabestellen zudem stärker auf Aufklärung, Prävention und Hilfe setzen und zur Entkriminalisierung der Konsumenten beitragen. In der Schweiz werden aus diesen Gründen für eine Studie an der Universität Bern momentan Teilnehmer gesucht, die Cannabis aus der Apotheke beziehen dürfen und wissenschaftlich überwacht werden. Es bleibt abzuwarten, ob und wann es in Deutschland soweit sein wird. Die Bemühungen in Düsseldorf setzen zumindest ein weiteres Zeichen.