In vielen Staaten Südamerikas haben organisierte Clans den Drogenmarkt unter ihrer Kontrolle. Diese Macht möchte der Staat in Uruguay jetzt brechen und Cannabis legal in Apotheken verkaufen. Bei diesem Vorhaben will die Regierung ihr Land jedoch nicht zum „zweiten Holland“ machen.
Abgesehen davon, dass der Verkauf von Cannabis in den Niederlanden lediglich auf einer Tolerierung beruht, will das Land mit der Cannabis-Legalisierung keinen Markt für den Cannabis-Tourismus schaffen. Der Staat möchte mit seinem weltweit einmaligen Experiment die Produktion und Abgabe durch den Staat organisieren und lenken, um den Clans ihre kriminelle Macht zu entziehen. Julio Calzado ist einer der Initiatoren des Cannabis-Gesetzes in Uruguay und sieht am niederländischen Modell vor allem zwei Nachteile: „Es regelt nur die Abgabe“ und „die Droge wird legal verkauft, kommt aber aus einem illegalen Markt. Und es regelt nicht, wer Zugang bekommt.“, wird Calzado von der Welt zitiert. Calzado hat das 2013 unter dem linken Präsidenten José Mujica, der von 2010 bis 2015 regierte, beschlossene Cannabis-Gesetz erarbeitet.
Vier Tonnen Cannabis pro Jahr, Käufer müssen sich registrieren
Dem Beschluss zufolge ist der Staat für die Einfuhr der Samen, die Produktion sowie den Verkauf zuständig. Die staatliche Genehmigung für den Marihuana-Anbau erhielten zum derzeitigen Standpunkt zwei Firmen, die jeweils bis zu 15.000 Pflanzen (dies entspricht etwa zwei Tonnen Cannabis pro Jahr) anbauen. Falls eine Überproduktion entsteht, erhoffen sich die Unternehmen zudem Exportchancen – beispielsweise nach Deutschland, wo 2017 der Cannabis-Konsum zu medizinischen Zwecken legalisiert wurde. Um den Cannabis-Tourismus und kriminellen Missbrauch in Uruguay zu verhindern, müssen sich die Käufer registrieren lassen. Bis Mitte Mai 2017 waren rund 12.000 Menschen für den Erwerb des legalen Cannabis registriert. Die Menschen haben drei Möglichkeiten, legal an Cannabis zu gelangen:
- Kauf in der Apotheke (max. 10 Gramm pro Woche)
- Eigenanbau von max. sechs Pflanzen für den eigenen Konsum
- Mitgliedschaft in einem Klub für gemeinschaftlichen Hanfanbau (max. 480 Gramm für jedes Mitglied pro Jahr)
Die Registrierung läuft bereits
Zahlen von Spiegel Online zufolge haben für den Kauf in Apotheken bisher knapp 3000 Bürger registriert, beim Eigenanbau sind es 6650 und es existieren derzeit 51 Klubs mit jeweils bis zu 45 Mitgliedern. Im Juli 2017 startet schließlich der Verkauf in den Apotheken Uruguays, das Gramm Marihuana wird in den Apotheken 1,30 Dollar pro Gramm kosten. Somit ist das legale Gras günstiger als beim illegalen Kauf.
Bis 2020: 20 Tonnen Cannabis pro Jahr
Nach wie vor soll das Kiffen auf öffentlichen Plätzen sowie am Arbeitsplatz jedoch verboten bleiben. Auch das Autofahren unter Drogeneinfluss ist weiterhin nicht gestattet. Wie das Projekt in der Bevölkerung ankommt, bleibt abzuwarten. Die Anzahl der Menschen, die derzeit Cannabis konsumieren, wird von der Regierung auf 55.200 geschätzt – der gesamte Konsum liegt Schätzungen der Regierung zufolge bei rund 26,5 Tonnen Marihuana pro Jahr. Da sind die vier Tonnen des staatlich kontrollierten Anbaus lediglich ein Tropfen auf dem heißen Stein. Deshalb ist geplant, die Menge bis 2020 auf 20 Tonnen zu erhöhen, sollte das Experiment gut angenommen werden.
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